Autor: Alexander Siegmund | Datum: 2025-05-16 | Quelle: pfefferminzia.de
pfeffi WELT
schlag
zeilen
> branche > zur themenübersicht
p o l i t i k d e s d u r c h w u r st e l n s
Warum die Rentenpolitik mutlos ist - und wie die bAV helfen
kann
https://www.pfefferminzia.de/branche/politik-des-durchwurstelns-warum-die-rentenpolitik-mutlos-ist-und-wie-die-bav-helfen-kann/
Alexander Siegmund, Experte für betriebliche Altersversorgung und Gründer von KPM Kölner Pensionsmanagement.
Von Redaktion
16.05.2025 um 10∶57
Lesedauer: ca. 03∶05 Min
artikel drucken
Die bAV gilt als zweite Säule der Altersvorsorge - doch kleine Betriebe bleiben oft außen vor. Was ihnen wirklich helfen würde? Weniger Bürokratie, mehr Rechtssicherheit und echte Anreize. Rentenexperte Alexander Siegmund geht mit den aktuellen Pläne für Rente und Vorsorge hart ins Gericht und zeigt, was sich ändern muss.
„Wir werden die Alterssicherung für alle Generationen auf verlässliche Füße stellen." So lautet ein zentrales Versprechen des
Koalitionsvertrags von CDU/CSU und SPD. Doch was nach Weitblick klingt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als eine Politik
des Durchwurstelns. Die Stabilisierung des Rentenniveaus durch Steuerzuschüsse, neue Einzelmaßnahmen wie Aktiv- oder
Frühstart-Rente und eine Stärkung der betrieblichen Altersversorgung (bAV) „im Kleingedruckten" - viel Stückwerk, wenig System.
Die Maßnahmen kosten Milliarden, verschieben dabei das Problem aber nur in die Zukunft. Das Rentenniveau soll bis 2031 bei 48
Prozent gesetzlich fixiert bleiben, obwohl Experten schon heute warnen, dass diese Haltelinie langfristig weder finanzierbar noch
generationengerecht ist. Ab 2040 rechnet man mit zusätzlichen 32 Milliarden Euro jährlich - gedeckt durch
Beitragssatzsteigerungen und massive Bundeszuschüsse. Ein nachhaltiges Konzept sieht anders aus.
Die bAV als nachhaltige zweite Säule? Nur auf dem Papier.
Dabei gäbe es längst einen stabilisierenden Hebel: die betriebliche Altersversorgung. Gerade kleine und mittlere Unternehmen
(KMU) bieten hier enormes Potenzial. Doch der Koalitionsvertrag bleibt vage. Zwar ist von Digitalisierung, Transparenz und
Portabilität die Rede - aber es fehlen konkrete Maßnahmen und Fristen. Eine klare Position zur umstrittenen
Mindestbeitragsgarantie in beitragsorientierten Leistungszusagen? Fehlanzeige. Eine Reform des steuerlichen Rückstellungszinses
nach Paragraf 6a EStG? Nicht vorgesehen.
Dabei ist der Handlungsbedarf offensichtlich: Während in Großunternehmen rund 86 Prozent der Mitarbeitenden eine bAV
nutzen, sind es bei Betrieben mit weniger als zehn Beschäftigten nur etwa 25 Prozent. Geringverdienende, Teilzeitkräfte oder
Beschäftigte in prekären Arbeitsverhältnissen bleiben oft außen vor. Wichtige Maßnahmen - wie die Vereinfachung der
Geringverdienerförderung, ein echtes Auto-Enrolment oder ein Rechtsanspruch auf bAV-Beratung werden zwar diskutiert, aber ob
sie auch umgesetzt werden, bleibt nur abzuwarten.
Warum die Rentenpolitik mutlos ist - und wie die bAV helfen kann - Pfefferminzia.de
betriebliche vorsorge bAV und bKV: Diese Hürden bremsen die Verbreitung > bei mittelständlern
bAV-Angebote ohne Zuschuss sind weniger nachgefragt >
vor allem eine bav-form Fachkräftemangel: Betriebsrenten werden wichtiger >
Aktivrente: Guter Impuls mit unbeantworteten Anschlussfragen
Positiv hervorzuheben ist die geplante Einführung der Aktivrente ab 2026. Sie erlaubt es Rentnerinnen und Rentnern, bis zu 2.000
Euro monatlich steuerfrei hinzuzuverdienen - ein sinnvoller Anreiz für einen gleitenden Übergang in den Ruhestand. Doch auch
hier gilt folgender Grundsatz: Gut gedacht ist nicht gleich gut gemacht.
Der Bezug von Teilrenten führt zu einer Reduktion des steuerlichen Rentenfreibetrags - ein bürokratischer Stolperstein, der
dringend reformiert werden muss. Zudem ist der Bezug der bAV bislang nur bei voller gesetzlicher Rente möglich. Wer im Rahmen
der Aktivrente nur eine Teilrente bezieht, bleibt von der bAV ausgeschlossen. Paragraf 6 BetrAVG gehört dringend angepasst, um
die bAV mit der Realität flexibler Erwerbsbiografien in Einklang zu bringen.
Was KMUs wirklich brauchen
Statt weiter über Bürokratieabbau zu philosophieren, braucht es endlich handfeste Maßnahmen:
Wegfall der Schriftformerfordernis in Paragraf 4d EStG und Paragraf 6a EStG
Beratungszuschüsse für KMUs, um Produktverkauf von nachhaltiger, echter Versorgung zu trennen
Rechtssicherheit bei der Mindestbeitragsgarantie (BOLZ) und der doppelten Verbeitragung in der Krankenversicherung
Gleichstellung aller fünf Durchführungswege bei der Förderung
Einführung eines staatlich begleiteten Auto-Enrolments mit Opt-Out, auch außerhalb tarifgebundener Unternehmen
Und die Gewerkschaften?
Das Sozialpartnermodell (SPM) wurde einst als große bAV-Innovation gefeiert. Doch bisher fehlt es an Umsetzung, Interesse und
praktischer Relevanz - nicht zuletzt, weil es ausschließlich für tarifgebundene Unternehmen nutzbar ist. Die Politik will die
Tarifbindung aufweichen, um das Modell zu verbreitern. Doch solange die reine Beitragszusage ohne Garantie bleibt, wird es für
viele Beschäftigte unattraktiv bleiben. Wenn Gewerkschaften Vertrauen zurückgewinnen wollen, müssen sie wieder stärker als
Interessenvertretern ihrer Mitglieder in puncto Vorsorge auftreten - und nicht zu stummen Ermöglichern risikoaffiner
Versicherungsprodukte, die die Mitarbeitenden nicht beziehen wollen.
Fazit: Der Lack ist ab
Die Rentenpolitik dieser Koalition trägt den Mantel der Stabilität, darunter jedoch bleibt es beim Status quo. Steuerfinanzierte
Einzelmaßnahmen ersetzen keine echte Strukturreform. Ohne mutige Schritte bei der bAV, klare Rahmenbedingungen für KMUs
und eine stärkere Verantwortung von Gewerkschaften bleibt Altersvorsorge in Deutschland ein Flickenteppich. Was es braucht, ist
ein System, das mit dem demografischen Wandel wächst - nicht eines, das ihn bürokratisch und teuer verwaltet.
Über den Autor
Alexander Siegmund ist Experte für betriebliche Altersversorgung. Er ist Gründer und Geschäftsführer der KPM Kölner
Pensionsmanagement GmbH und gestaltet seit über 25 Jahren die Branche mit - als Rentenberater, Betriebswirt bAV und Master
of Pension Management.
Sie wollen mehr Infos?
Dann melden Sie sich für unseren
JETZT abonnieren!
mehr zu
>
kolumnen
>
branche
kommentare
0 Kommentare
>
registrieren
kommentieren
immer interaktiv, unabhängig und kontrovers.
Kostenlos abonnieren >
bilderstrecken
So war es beim ZFF Slam in Kassel beitrag lesen >
Das war der erste Vermittlertag Niedersachsen beitrag lesen >
Diese KI-Anwendungen nutzen Versicherer - Teil 2 beitrag lesen >
Dafür nutzen Deutschlands Versicherer KI-Anwendungen beitrag lesen >
Fünf Erfolgsfaktoren für digitale Abschlussstrecken beitrag lesen >
Die fünf größten Mythen über Photovoltaik-Anlagen beitrag lesen >
powertage
Ihre Gesundheit ist ein entscheidender Faktor für ihren beruflichen Erfolg. Bei den Pfefferminzia PowerTagen lernen Sie an drei Tagen Strategien für mehr
Resilienz, gesunde Ernährung, Networking und wie Sie ihr Business auf das nächste Level heben.
Jetzt Platz sichern >
kolumnen
Warum du den Algorithmus nicht knacken musst - und was eher zählt beitrag lesen >
Warum die Versicherungsbranche noch immer im Papierstau steckt beitrag lesen >
Warum steigende Lebenserwartung ein Geschenk für uns ist beitrag lesen >
Die 7 wichtigsten Versicherungen für Unternehmer im Ausland beitrag lesen >
Warum Versicherungsmakler „Nano Banana" kennen sollten beitrag lesen >
eMagazin
Die jungen Generationen sind für Versicherer und Makler die Zielgruppen der Zukunft. Wie sie ticken und was man tun muss, um sie zu gewinnen, erfahren
Sie in unserem neuen eMagazin.
Kostenlos herunterladen >
Abonnieren
Datenschutzerklärung
Consent Einstellungen
Mediadaten Online
Mediadaten Print
Nutzungsbedingungen
RSS
Über Uns
Jobs
Themenübersicht
arbeit
gesundheit
mobilität
gewerbe
vertrieb
Pfefferminzia Medien GmbH Kattunbleiche 31a 22041 Hamburg
vorsorge
zuhause
buntes
im fokus