Unterstützungskassen: Warum wir endlich aufräumen müssen
Autor: Alexander Siegmund | Datum: 7. Juli 2025 | Quelle: cash-online.de„Es braucht ein Update für die Unterstützungskasse.“ – Alexander SiegmundObwohl die betriebliche Altersversorgung (bAV) als unverzichtbare Säule der Altersvorsorge gilt, steckt einer ihrer wichtigsten Durchführungswege – die Unterstützungskasse – noch immer in der Vergangenheit fest. Veraltet, bürokratisch und realitätsfern: Die Politik ignoriert das Potenzial dieser Institution – und verspielt damit Chancen für den Mittelstand und die Altersvorsorge insgesamt.
Der absurde Status quo: 1946 lässt grüßen
Die steuerliche Förderung pauschaldotierter Unterstützungskassen basiert weiterhin auf Rechengrundlagen von 1946– mit einem Rechnungszins von 5,5 Prozent und überholten Sterbetafeln. Diese Parameter stammen aus einer Zeit, in der Wirtschaft und Lebenserwartung völlig andere Realitäten kannten. Während sich Unternehmensbewertung und Finanzwesen längst dynamisch entwickelt haben, hält der Gesetzgeber an einem starren System fest, das nicht mehr zur Gegenwart passt. Das Ergebnis: Mittelständische Arbeitgeber, die eine Versorgung über die Unterstützungskasse anbieten möchten, stoßen auf Hürden. Die steuerlich ansetzbaren Beiträge sind zu gering, die Vorgaben zu starr – und das untergräbt Vertrauen und Wettbewerbsfähigkeit.Politisches Wegsehen als Grundproblem
Das Versäumnis ist kein Zufall. Seit Jahren wird die zweite Säule der Altersvorsorge politisch vernachlässigt. Statt praxisnahe Lösungen zu fördern, konzentriert sich die öffentliche Diskussion auf populäre Themen wie Haltelinienoder Aktivrenten. Dabei wäre die Lösung einfach:- Der Rechnungszins muss – analog zu § 6a EStG – marktgerecht gesenkt werden.
- Die veralteten Sterbetafeln sollten durch die Heubeck-Richttafeln 2018 G ersetzt werden.
Bürokratie statt Pragmatismus
Die Untätigkeit der Politik führt zu einem gefährlichen Nebeneffekt: Die Unterstützungskasse wird für Arbeitgeber zunehmend zum Risiko. Die Diskrepanz zwischen handels- und steuerrechtlicher Bewertung schafft Unsicherheit, erschwert die Bilanzierung und drängt Unternehmen in die Arme der Versicherungswirtschaft – mit teuren, oft intransparenten Produkten. Gerade kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind hier besonders betroffen. Ihnen fehlen häufig die Ressourcen, um sich durch den juristischen Dschungel zu kämpfen. Das bremst nicht nur die Verbreitung der bAV, sondern widerspricht dem erklärten Ziel der Politik, Altersvorsorge breiter aufzustellen.Was sich ändern muss – und zwar jetzt
Es braucht dringend ein Update für die Unterstützungskasse:- Rechnungszins senken: Der pauschale Satz von 5,5 % ist längst realitätsfern – eine marktnahe Anpassung würde gerechtere Dotierungen ermöglichen.
- Sterbetafeln aktualisieren: Die Einführung der Heubeck-Richttafeln 2018 G ist überfällig.
- Rechtsgrundlagen modernisieren: Die Anlage 1 zu § 4d EStG sollte vereinfacht, digitalisiert und verständlich gestaltet werden.
- Fokus auf KMU: Weniger Bürokratie, mehr Transparenz – das ist entscheidend, um die bAV wirklich in der Breite zu stärken.
Fazit: Wer es mit der bAV ernst meint, muss bei der Unterstützungskasse anfangen
Solange die steuerliche Förderung der bAV auf den Stand der 1940er Jahre beschränkt bleibt, wird sich ihre Verbreitung nicht verbessern. Die Unterstützungskasse hat das Potenzial, ein flexibles, effizientes und arbeitgebernahes Instrument zu sein – wenn man sie lässt. Die Politik muss sich endlich den Grundlagen widmen. Die Reform der Unterstützungskasse ist keine technische Nebensache, sondern ein Lackmustest dafür, wie ernst die Bundesregierung die Stärkung der betrieblichen Altersvorsorge wirklich nimmt.Alexander Siegmund ist Experte für betriebliche Altersversorgung sowie Gründer und Geschäftsführer der KPM Pensions & Benefits GmbH. Seit über 25 Jahren gestaltet er die Branche als Rentenberater, Betriebswirt bAV und Master of Pension Management aktiv mit.

